Seit Jahren besteht eine große Herausforderung in der Parkinson-Forschung darin, die Auswirkungen der Krankheit von dem normalen Alterungsprozess der Betroffenen zu unterscheiden. Forscher des National Center of Excellence in Research on Parkinson's Disease (NCER-PD) haben nun erste Fortschritte der Erforschung der Rolle des Alterns während der Krankheit gemacht. Eine aktuelle Studie, bei der umfangreiche Daten aus der Luxemburger Parkinson-Studie verwendet wurden, gibt Aufschluss darüber, wie die Unterschiede in den erlebten Symptomen der Parkinson-Patienten mit dem Alterungsprozess zusammenhängen können. In derselben Studie untersuchten die Forscher auch die Auswirkungen der Ansammlung zahlreicher kleiner genetischer Variationen auf die Entwicklung und das Fortschreiten der Krankheit
Auswirkungen des Alterungsprozesses auf die Symptome der Parkinson-Krankheit
Forscher und Patienten fragen sich schon länger, warum Menschen, die ähnlich lange mit der Parkinson-Krankheit leben, oft unterschiedliche Symptome und unterschiedliche Krankheitsverläufe zeigen. Eine große Herausforderung für die Forschung bestand bisher darin, die Auswirkungen der Krankheit von dem begleitenden Alterungsprozess zu unterscheiden, der parallel zum Leben mit der Krankheit stattfindet. In den meisten Fällen wird die Parkinson-Krankheit nach dem 60. Lebensjahr diagnostiziert, doch auch hier gibt es viele Ausnahmen.
„Jüngere Patienten sind nach der Diagnose oft sehr niedergeschlagen. Sie erleben jedoch weniger Komplikationen, wie zum Beispiel Gedächtnisstörungen, sogar wenn sie einen längeren Lebensabschnitt mit der Krankheit erleben,“ erklärt Dr. Lukas Pavelka, Forscher bei NCER-PD und Neurologe in Ausbildung am CHL. „Wir wissen jetzt, dass das Auftreten bestimmter Symptome teilweise auf den Alterungsprozess zum Zeitpunkt der Diagnose zurückzuführen ist, und nicht auf die zugrundeliegenden Krankheitsmechanismen.“
Anhand des großen Datensatzes der Luxemburger Parkinson-Studie, an der mehr als 800 Patienten und ebenso viele gesunde Menschen teilnahmen, zeigen die Forscher, dass insbesondere der Unterschied der sogenannten ‚nicht-motorischen Symptome‘, die die Psyche, die Verdauung oder den Geruchssinn betreffen, auf den Alterungsprozess und nicht auf die Parkinson-Krankheit selbst zurückzuführen ist.
Der Einfluss von genetischen Veränderungen
Nur bei einem kleinen Teil der Menschen mit Parkinson ist die Krankheit auf eine bekannte vererbbare genetische Mutation zurückzuführen. Forscher vermuten daher schon länger, dass eine Häufung von Mustern genetischer Veränderungen, die einzeln unbedeutend sind, dennoch gemeinsam zur Krankheit beitragen könnte. Anhand der umfangreichen genetischen Daten der Teilnehmer der Luxemburger Parkinson-Studie konnten die Forscher nun zeigen, dass schon geringe genetische Veränderungen zu einem früheren Beginn der Krankheit beitragen können. Da die genetische Empfindlichkeit gegenüber der Parkinson-Krankheit nicht geändert werden kann, mag dies zunächst wie eine schlechte Nachricht klingen.
„Unsere Forschung zeigt jedoch auch, dass die genetischen Variationen keinen Einfluss auf das Fortschreiten der Krankheit oder die Verschlechterung der Symptome haben. Dies wird also höchstwahrscheinlich durch andere Faktoren bestimmt, die wir eventuell durch eine gesündere Lebensweise und Nahrungsmittel oder kognitives Training beeinflussen können,“ fügt Dr. Pavelka hinzu. Weitere Forschungen laufen, um zu verstehen, wie sich die Krankheit aus solchen genetischen Veranlagungen entwickelt und wie dieser Prozess gänzlich vermieden werden kann.
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Referenz: Pavelka, L., Rauschenberger, A., Landoulsi, Z. et al. Age at onset as stratifier in idiopathic Parkinson’s disease – effect of ageing and polygenic risk score on clinical phenotypes.npj Parkinsons Dis. 8, 102 (2022). https://doi.org/10.1038/s41531-022-00342-7