Benommenheit und Parkinson: Webinar zur neurogenen orthostatischen Hypotonie

Benommenheit und Parkinson: Webinar zur neurogenen orthostatischen Hypotonie

Mariella Graziano, die Physiotherapeuten-Trainerin von ParkinsonNet Luxembourg, hielt am 2. Dezember 2020 ein Webinar im Rahmen einer zweisprachigen Vortragsreihe, organisiert von der World Parkinson Coalition. Als ehemalige Präsidentin der Europäischen Vereinigung von Physiotherapeuten bei Parkinson teilte sie mit den Zuschauern ihre Erfahrungen zum Thema neurogene orthostatische Hypotonie (nOH) im Zusammenhang mit Parkinson.

Zunächst gab Dr. Patricio Millar Vernetti von der Abteilung für Neurologie der New York University School of Medicine eine Einführung in das Thema. Er beleuchtete den Hintergrund der nOH, die häufig zu einem niedrigen Blutdruck bei Menschen mit Parkinson führt. Dies kann wiederum Benommenheit, Sehstörungen und Schwindel hervorrufen, gepaart mit Schmerzen im Halsbereich und der Gefahr von Stürzen, insbesondere beim Aufstehen. nOH ist ein häufiges Phänomen bei Parkinson, da das autonome Nervensystem der Patienten den Blutdruck nicht mehr richtig reguliert.

In diesem Zusammenhang erklärte Mariella Graziano, welche entscheidende Rolle Physiotherapeuten bei der Entwicklung von funktionellen Übungen und spielen können, um Stürze zu verhindern und den Auswirkungen der Symptome entgegenzuwirken. Zunächst kommt es dabei darauf an, dass die Patienten die Symptome und Herausforderungen identifizieren, denen sie gegenüberstehen. Anschließend lassen sich gemeinsam mit dem Physiotherapeuten individuelle funktionelle Übungen unter Berücksichtigung der persönlichen Erfahrung des Patienten entwickeln.

„Es ist wichtig, dass der Patient, Physiotherapeuten und die anderen Pflegekräfte als Team zusammenarbeiten“, betonte Mariella. "Durch die effiziente Umsetzung personalisierter Strategien können wir in einigen Fällen den Einsatz von Medikamenten und damit deren Nebenwirkungen vermeiden oder aber die Wirkung von Medikamenten im Verlauf des Tages verlängern."

Mariella gab einige Beispiele aus ihrer Erfahrung als Physiotherapeutin und wies auf verschiedene Gegenmaßnahmen hin, die Menschen mit Parkinson-Krankheit selbst durchführen können sobald sich ihre Symptome bemerkbar machen, um einen Sturz zu verhindern. Wenn sich die Symptome zu verschlechtern beginnen, reduzieren viele Menschen ihre körperliche Aktivität, da das funktionelle Training im Stehen ihre Symptome weiter verschlimmert. Auf diese Weise laufen sie Gefahr, in einen Kreis körperlicher Inaktivität zu gelangen, der jedoch durch Training in Rückenlage oder in einer Sitzposition gestoppt werden kann.

„Es hat sich bewährt, solche Übungen regelmäßig am späten Morgen oder am frühen Abend durchzuführen und einige Minuten vor und nach den Übungen mindestens einen halben Liter kaltes Wasser zu trinken, um das Kreislaufsystem zu stimulieren und den Blutdruck stabil zu halten", erklärt Mariella. „Das Ziel ist es nicht, die Symptome hervorzurufen, sondern ihnen durch Gegendruckmaßnahmen, Änderungen des Lebensstils und Strategien wie die aktive Kontrolle der Atmung entgegenzuwirken“, fügt sie hinzu.

Am Ende ihres Vortrags wies Mariella erneut darauf hin, dass es viele mögliche Strategien gibt, die Menschen mit Parkinson-Krankheit je nach ihrem persönlichen Zustand anpassen können. Wie an einem Fallbeispiel gezeigt, können dies Übungen im Bett vor dem Aufstehen sein, um die Muskeln aktiv zu beanspruchen oder auch das Gehen auf der Stelle nach dem Aufstehen.

Innerhalb von ParkinsonNet Luxembourg erarbeiten Physiotherapeuten sowie Therapeuten aus anderen Disziplinen diese Strategien gemeinsam mit jedem Patienten, um einen optimalen und individuellen Behandlungsplan zu erstellen.

Das Webinar wurde von Menschen aus 37 Ländern weltweit verfolgt und fand als Teil einer Präsentationsreihe statt, die verschiedene Aspekte der Parkinson-Krankheit im Rahmen des 6. Welt-Parkinson-Kongresses 2022 in Barcelona, ​​Spanien, beleuchtet.

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